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Mimmo Jodice: ATTESA

Installationsansicht, Mimmo Jodice, ATTESA, Galerie Karsten Greve AG, St. Moritz, 2023
03.06.23 - 17.07.23

Galerie Karsten Greve AG, St. Moritz

Montag - Samstag 10 – 13 Uhr / 14 – 18.30 Uhr

Vernissage am Samstag, 03. Juni 2023, von 17 bis 19 Uhr

 

"Bei meiner Arbeit geht es darum, im Geiste zu visualisieren, dies in Form eines Fotos zu realisieren und es dann in höchstmöglicher Qualität zu drucken. Alles andere ist unwichtig, oder wenn doch, dann ist es unbedeutend."


 

Die Galerie Karsten Greve freut sich, die Einzelausstellung ATTESA des italienischen Künstlers Mimmo Jodice zu präsentieren, in der Werke aus seinem jüngsten Projekt Attesa (Warten) ausgestellt werden. Ergänzt wird diese Auswahl durch Fotografien der Natura (Natur) Serie.

Mimmo Jodice untersucht die Welt, die uns umgibt, und bewegt sich dabei an der Schwelle zu einer unbestimmten Zeit. In seinen Schwarz-Weiß-Fotografien verbinden sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, wobei er alle räumlich-zeitlichen Bezugspunkte aufgibt, um eine Dimension zu erreichen, die zwischen dem, was wirklich ist, und dem, was nur wirklich scheint, eingebettet ist. Sein jüngstes Projekt Attesa ist der Höhepunkt der Recherchen, mit denen sich der Künstler seit Ende der 1980er Jahre beschäftigt, als er sich entschloss, die Repräsentation des Menschen aufzugeben. Seit mehr als 30 Jahren, stehen Zeit und Erfahrung im Zentrum seines Schaffens.

Installationsansicht, Mimmo Jodice, ATTESA, Galerie Karsten Greve AG, St. Moritz, 2023
Installationsansicht, Mimmo Jodice, ATTESA, Galerie Karsten Greve AG, St. Moritz, 2023

Für Mimmo Jodice ist das Projekt Attesa nicht nur ein Thema oder eine Untersuchungsmethode, sondern vielmehr ein Weg, die Idee der Fotografie selbst in eine intellektuelle und künstlerische Praxis umzusetzen, die von der gesamten poetischen Sensibilität des Künstlers geprägt ist. In einer Welt, die nicht mehr schläft, beschäftigt er sich mit der Wahrnehmung von Zeit. Reihen von Wartesesseln, offene Fenster, Schatten, die nur für einen kurzen Augenblick erscheinen, sublim in ihrer Vergänglichkeit. Das Gefühl des Wartens ist in jeder Facette der gezeigten Arbeiten präsent, von der Aufnahme bis zum Motiv: geduldiges Warten auf das perfekte Licht, bevor der Auslöser gedrückt wird, Warten auf die gewünschte Harmonie von Details und Nuancen im dunklen Raum. Das Warten, das sich in den Motiven selbst zeigt - leere Stühle, verlassene Straßen, offene Fenster, trostlose Stadtlabyrinthe.

Attesa. Opera 4 (2004) scheint im Moment eingefroren zu sein. Außerhalb der Zeit, im Rhythmus der horizontalen Stuhlreihen, bewegt sich die Komposition im Bereich der Abstraktion - ruhig und unaufgeregt. Unbeeindruckt vom Lauf der Zeit lässt der Künstler die Ruhe und Stille auf sich wirken, die von ihr ausgeht. Leere Stuhlreihen, das einzige Zeichen einer Präsenz - aus der Vergangenheit oder vielleicht aus der Zukunft. Die Spannung zwischen dieser Stille und dem Warten auf etwas Unbekanntes hat einen Höhepunkt erreicht, der durch das Fehlen von Anhaltspunkten noch verstärkt wird und auch den Betrachter dazu zwingt, innezuhalten und zu warten.
 

"Ich möchte Fernando Pessoa zitieren: aber was habe ich gedacht, bevor ich mich im Betrachten verlor? Dieser Satz scheint mir wie auf den Leib geschneidert zu sein, so gut beschreibt er meinen immer wiederkehrenden Zustand: mich im Betrachten zu verlieren, mir etwas vorzustellen, eine Vision jenseits der Realität zu verfolgen."

 

Mimmo Jodice, einer der größten Fotografen seiner Generation, erfindet die Fotografie immer wieder neu und befreit sie von den Grenzen der rein dokumentarischen Interpretation, um ihre repräsentativen Möglichkeiten hervorzuheben. Bei Attesa hat sich Jodice für den Kohledruck entschieden, dem ersten fotografischen Verfahren, bei dem kein Silber verwendet wurde. Das 1855 von Louis-Alphonse Poitevin patentierte und als äußerst robust geltende Verfahren war im neunzehnten Jahrhundert das am weitesten verbreitete. Diese Technik ermöglicht es Jodice, kontrastreiche Bilder in höchster Schärfe zu produzieren, die die Kamera, wie er es bezeichnet, in eine "Zeitmaschine" verwandeln. "Was habe ich gedacht, bevor ich mich im Betrachten verlor?" Fernando Pessoas Worte geben uns die größtmögliche Freiheit: die Freiheit, zu betrachten, aber vor allem zu sehen und zu spüren, wie die Zeit vergeht, die sich jedem, der es versucht, mühelos erschließt.
 

Pressedossier

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