Luise Unger: UNRUHE
Galerie Karsten Greve AG St. Moritz
Montag - Samstag 10 – 13 Uhr / 14 – 18.30 Uhr
Vernissage am Samstag, 22. Juli von 17 - 19 Uhr
In Anwesenheit der Künstlerin.
Die Galerie Karsten Greve freut sich, die neue Einzelausstellung UNRUHE der deutschen Künstlerin Luise Unger zu präsentieren. Mit insgesamt 20 Arbeiten vereint die Ausstellung überwiegend aktuelle Skulpturen und Arbeiten auf Papier mit einzelnen Werken aus den vergangenen zwanzig Jahren.
Luise Unger (*1956, Bad Saulgau) vertieft sich bei der Entstehung ihrer Skulpturen in einen kreativen Prozess, der sowohl architektonische als auch anthropomorphe Formen hervorbringt, aber auch nicht greifbare Silhouetten, die einer Illusion von grauen Schatten ähneln. Ob schwebend und sanft im Raum rotierend oder auf einem Sockel ruhend - die halbtransparenten Skulpturen laden den Betrachter ein, ihren hohlen aber nicht leeren Innenraum zu erkunden. Aus dünnem wenngleich robustem und letztlich hartem Edelstahldraht erwachsen voluminöse, zarte, gleichwohl komplexe Gebilde, denen eine fragile Weichheit zu eigen ist. Mehrere aus metallischem Draht gehäkelte Schichten markieren den Übergang vom Inneren zum Äußeren.
Den abstrakten Körpern verleiht dies den Eindruck, von einer schützenden Haut bedeckt zu sein, die weitere Formen in sich birgt. Das von Hand gefertigte Gewebe ist nahtlos nach außen hin abgerundet, während seine Durchlässigkeit die Innenräume sichtbar macht. Doch das, was man sieht und entdeckt, bleibt weiterhin Oberfläche – das Unsichtbare wird ersichtlich, das Erfasste illusorisch. Auf diese Weise spielt Luise Unger mit den Übergängen zwischen verschiedenen Zuständen und verwebt scheinbar schwerelose Formen ineinander. Die Schichten liegen wie Netze übereinander, bleiben durchlässig für Licht, Luft und den Blick des Betrachters, der wie mit Röntgenstrahlen verdichtete und durchscheinende Bereiche aufspürt. Doch die innerste Stelle ist meist ein Hohlraum, ein umschlossenes Nichts, ein von Membranen umgebenes, unfassbares Zentrum.
Einen eigenständigen Werkkomplex bilden Luise Ungers Arbeiten auf Papier. Auch diese fordern das Auge mal mit kurvenreichen, mal mit geradlinigen Strukturen heraus. Dabei spielen unterschiedliche Texturen dort eine Rolle, wo etwa dichte Graphitspuren eine reflektierende, immaterielle Erscheinung annehmen oder ausgeschnittene Bereiche zusätzliche Ebenen erschließen. Der wechselseitige Bezug zu den Skulpturen wird deutlich, wenn die Drahtgeflechte wie dreidimensionale, schwebende Zeichnungen ihr Schattenspiel auf die Wand übertragen.
UNRUHE
Eine Ahnung von Einheit, oder die Sehnsucht danach, ist der Antrieb meines Tuns. Eine vage Vorstellung, eine Stimmung ist der Ausgangspunkt für eine Arbeit. Sie entwickelt sich langsam und geht ihren eigenen Weg, bis das Seelenbild mit der äußeren Erscheinung übereinstimmt. Es ist ein Wechselspiel von innen nach außen. Erfahrungen werden in Schwingung gebracht, um sich an Unwissbares anzunähern. Dichte und Leere, nah und fern, fließende Übergänge, wachsen und vergehen, Kontinuierliches und Diskontinuierliches. Raum und Zeit verschweben. Durchlässigkeit von Grenzen. Die Welt und ich. Was aus mir kommt mit den Nachrichten aus der Welt zu einem Gebilde verhäkeln. Unruhe in der Seele und in den Zellen, Speicherplatz von Urwissen. Zusammenhang zwischen Zellbewegung und Gesellschaft. Transformativer Wandel. Formen lösen sich auf und bilden sich neu.
Luise Unger wurde 1956 im schwäbischen Bad Saulgau geboren und studierte von 1981 bis 1989 Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Arbeiten werden regelmäßig in Galerien und Museen ausgestellt; u.a. beteiligte sich die Künstlerin von 1999 bis 2004 an der jährlichen Präsentation Große Kunstausstellung NRW im Museum Kunstpalast in Düsseldorf. Luise Unger lebt und arbeitet heute in Köln.