Ding Yi: Highlight
Galerie Karsten Greve St. Moritz
Montag - Samstag 10 – 13 Uhr / 14 – 18.30 Uhr
Vernissage
am Samstag, 3. April 2021, 13 - 19 Uhr
verlängert bis zum 3. Juli 2021
Die Galerie Karsten Greve freut sich, die zweite Einzelausstellung des chinesischen Künstlers Ding Yi in St. Moritz zu präsentieren. Karsten Greve zeigte den Künstler erstmals 2006 in seiner Kölner Gruppenausstellung Contemporary Chinese Art, der sieben weitere Einzelausstellungen mit Ding Yi an den Standorten Köln, Paris und St. Moritz folgten. Dies ist Ding Yis zwölfte Ausstellung in Kooperation mit der Galerie Karsten Greve, gezeigt werden ganz neue Arbeiten auf Holz und handgeschöpftem Papier. Auf der Farbpalette dominieren Nuancen von grellem Hellgrün und Zitronengelb, durchbrochen von schwarzen, hellgrauen und weißen Farbakzenten. Ding Yis Farbkombinationen lassen an Neonlichter, Textmarker oder oszillierende Werbetafeln denken. Auf den ersten Blick erscheint die ganzflächig von Kreuzformen übersäte Werkoberfläche wie eine zweidimensionale, computergenerierte, gedruckte oder gestickte Komposition oder wie ein Farbraster. Die neuesten Arbeiten des Künstlers zeichnen sich allgemein durch den verstärkten Einsatz von besonderen Farbmaterialien wie Neonfarben und Glitzerpigmenten aus, die mit einem Durchbrechen traditioneller Farbsysteme einhergehen. In seinen aktuellen Werken experimentiert Ding Yi mit der Darstellung von Licht und manifestiert sein Interesse an der Entstehung von ungewohnten optischen Effekten von Neonlichtern, Scheinwerfern, Autokolonnen, Werbetafeln. Die harte Konturlinie der Kreuzstrukturen erfüllt dabei die Funktion eines fluoreszierenden Lichtkranzes, sie dient als Ausdrucksmittel für reflektiertes Licht, Glanzlicht– Highlight.
Ding Yi, 1962 geboren in Shanghai, absolvierte 1983 ein Studium am Shanghai Arts and Crafts Institute, bevor er ein zweites Studium mit Schwerpunkt traditioneller chinesischer Malerei am Fine Arts Department der Shanghai University 1990 zum Abschluss führte. Nach der Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Realismus wandte sich Ding Yi als Student verstärkt der westlichen Kunst zu und befasste sich mit Künstlern traditioneller und zeitgenössischer chinesischer Malerei. Ding Yi wurde als einer der ersten abstrakten Künstler Chinas bereits in den frühen 1990er Jahren im Westen bekannt. So nahm er 1993 an der Biennale in Venedig und an der Ausstellung zur chinesischen Gegenwartskunst China Avantgarde! im Berliner Haus der Kulturen der Welt teil; des Weiteren war er 2001 an der Yokohama Triennale (Japan) und 2002 an der Guangzhou Biennale (China) beteiligt. Das Museo d’Arte Moderna di Bologna widmete dem Künstler 2008 eine bedeutende Einzelausstellung. Ding Yis Werke werden regelmäßig in internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, so im Januar 2020 in einer Einzelausstellung der Nova Contemporary Gallery, Bangkok, und kürzlich etwa im Long Museum, Chongqing. Seine Werke gehören zum Bestand internationaler Sammlungen, wie zum Beispiel des Centre Pompidou in Paris, der Daimler Collection in Berlin, des Long Museum in Shanghai. Seit 2005 ist Ding Yi als Professor am Shanghai Institute of Visual Arts tätig. Der Künstler lebt und arbeitet in Shanghai.
Die ersten komplexen Werkreihen, in denen immer neue Variationen und Farben von Kreuzmotiven auftauchen, entwickelte Ding Yi Anfang der 1980er Jahre. In China hat das Kreuz die unterschiedlichsten nichtreligiösen Konnotationen; das Kreuz wurde seit alters als ein dekoratives Muster auf Porzellan und Stoffen verwendet; heutzutage findet die Kreuzform in China überall im nichtreligiösen Alltag Verwendung. Die kreuzförmigen Markierungen der Schnittkanten im Druckverfahren waren die unmittelbare Inspirationsquelle für Ding Yi. Ab 1988 malte er die ersten Werke der Reihe Appearances of Crosses zunächst in Tusche auf Papier, bald auch in Öl auf Leinwand und Holz. Seine Bilder bestehen ausschließlich aus den Zeichen + und x. Durch zahlreiche Farbschichten und das Überlagern von aufeinandertreffenden Kreuzformen entwickelt der Künstler eine erstaunliche Vielfalt an Farbnuancen sowie räumliche Tiefe. Für seine Werke, die im Negativverfahren hergestellt werden, verwendet Ding Yi eine Mischtechnik auf Holz (Amerikanische Linde). Die Maloberfläche zeigt ein großflächiges, per Hand geschnitztes Gitternetz. Durch die in unterschiedlicher Stärke und Form geschnitzten Linien werden Pigmentschichten, Texturen und Farbtöne freigelegt. Die Herstellungsart und der damit einhergehende handwerkliche Arbeitsprozess stellen das genaue Gegenteil des Erscheinungsbildes dar. Ding Yis Werke sind interaktiv, indem der Betrachter sowohl die Tiefenwirkung der gesamten Erscheinung wahrnimmt, als auch aufgefordert ist, nahe an das Werk heranzutreten, um die Tiefenwirkung der geschnitzten Bildoberfläche und die Kartografien imaginärer Städte zu erkunden.