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Herbert List: Photographie 1932 - 1961

Installationsansicht, Herbert List, Photographie 1932-1961, Galerie Karsten Greve AG, St. Moritz, 2022
Installationsansicht, Herbert List, Photographie 1932-1961, Galerie Karsten Greve AG, St. Moritz, 2022
19.02.22 - 11.06.22

Galerie Karsten Greve AG St.Moritz

Montag - Samstag 10 – 13 Uhr | 14 – 18.30 Uhr

Die Austellung wird bis zum 11. Juni 2022 verlängert.

Vernissage

am Samstag, 19. Februar 2022, von 14 bis 19 Uhr


Die Galerie Karsten Greve AG freut sich, mit Herbert List Photographie 1932 - 1961, einem der bedeutendsten Fotokünstler des 20. Jahrhunderts, eine erste Einzelausstellung in St. Moritz zu widmen. Gezeigt werden Bildessays, Bildreportagen und Portraits aus dem Nachlass des Künstlers, darunter zahlreiche Vintage-Prints, die zum Großteil während Herbert Lists zahlreichen Aufenthalten im Mittelmeerraum entstanden sind. Als Bonvivant und Bildungsreisender fühlte sich Herbert List Italien ebenso verbunden wie als Künstler, professioneller Fotograf und Sammler italienischer Meisterzeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts. Herbert List hat ein einzigartiges Werk geschaffen, das stark von den künstlerischen Ansätzen der europäischen Avantgarde geprägt ist. Indem er die formale Strenge des Bauhauses mit der Magie der surrealistischen Inspiration verbindet, entwickelt er eine ganz eigene, unvergleichliche Bildsprache, die stets dem Anspruch verpflichtet ist, den Zauber der eingefangenen Momente für den Betrachter spürbar zu machen

Oft als „Fotograf der Stille“ bezeichnet, fand Herbert List seine Inspiration in antiken Ruinen, Körperdarstellungen und urbanen Plätzen. Zahlreiche Reisen führten ihn zu den griechischen Inseln, Italien, Südfrankreich, Spanien und Marokko und prägten nachhaltig seine Bildsprache. Ganz im Sinne des Surrealismus spielt der Schatten, mehr noch als das Licht, eine zentrale Rolle im Werk des jungen Fotografen. Durch das Spiel mit Spiegelungen und Doppelbelichtungen entstehen in den 1930er Jahren subtile, wie rätselhafte Bilder, die auf einzigartige Weise zwischen Realität und Traum oszillieren.

Anfang der 1950er Jahre entwickelt Herbert List eine spontanere Art der Fotografie, deren Ausgangspunkt die Serie „Blick aus dem Fenster“ ist. Nach einer Fußverletzung an die Wohnung gefesselt, beginnt List aus dem Fenster heraus Alltagszenen im Arbeiterviertel Trastevere in Rom einzufangen. Hier verwendet er zum ersten Mal eine 35mm-Kleinbildkamera (Leica) mit Teleobjektiv, und hält unbeobachtet Ereignisse auf der Piazza fest. Zufällige Requisiten wie ein Motorrad, ein Gummireifen, Hunde und Straßenarbeiter werden zu Statisten und Zuschauer innerhalb der weiß markierten Verkehrsstreifen.

Bereits in jungen Jahren bereist Herbert List, zunächst als Unternehmer Südamerika und immer wieder auch den Mittelmeerraum. Seine Kamera hat er stets dabei. Getrieben von der „Freude am Wahrgenommenen“ schult der Autodidakt sein Auge auf seinen Reisen. Herbert List entwickelt einen unverwechselbaren Blick, der die Magie des Moments einzufassen vermag und zwar so, „dass sich der hinter ihnen stehende Sinn offenbart“.
 

Geboren 1903 in Hamburg als Sohn des Kaffee-Importeurs List & Heineken, absolvierte Herbert List 1921 eine Lehre bei einem Heidelberger Kaffee-Großhändler. Parallel besuchte er an der Universität Heidelberg Vorlesungen zur Kunstgeschichte und Literatur, unter anderem bei dem Germanisten Friedrich Gundolf, Goethe-Kenner und Mitglied des George-Kreises. Angeregt durch die Begegnung mit dem Fotografen Andreas Feininger, der ihn mit der Anwendung der Spiegelreflexkamera (Rolleiflex) vertraut machte, widmete sich Herbert List ab 1930 der Fotografie. Unter dem Einfluss des Surrealismus und des Bauhauses fotografierte er Stillleben und Portraits. 1936 emigrierte er nach London und Paris; von 1937 bis 1941 war sein Aufenthaltsort zumeist Griechenland. Um einer Internierung zu entgehen, floh er 1941 nach München. 1944 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kam nach Norwegen. Zurück in Deutschland, wurde er nach dem Krieg als Bildreporter der amerikanischen Militärregierung zugelassen und fertigte 1946 die Ruinen-Fotos im zerbombten München. Er wurde Kunstredakteur der Zeitschrift Heute. 1952 schloss er sich der internationalen Fotografen-Kooperative Magnum in Paris an und bereiste erneut Italien. Buchprojekte wurden vollendet. Seit Mitte der 1960er Jahre widmete er sich fast ausschließlich seiner Sammlung italienischer Meisterzeichnungen. Herbert List verstarb 1975 in München.

Der Nachlass des Künstlers, den Max Scheler von 1975 bis 2003 betreute, wird aktuell von Peer-Olaf Richter in Hamburg verwaltet. Seit der ersten Einzelausstellung 1937 in Paris wurde das Werk Herbert Lists in zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert und in international renommierten Magazinen publiziert. Seine Arbeiten sind in bedeutenden öffentlichen Sammlungen zu finden, darunter das Metropolitan Museum of Art in New York, das Museum of Fine Art Boston, das Kunsthaus Zürich, das Fotomuseum (heute Sammlung Fotografie) im Münchner Stadtmuseum, das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, das Museum Ludwig in Köln und das Musée Picasso in Paris.

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