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Gotthard Graubner: Malerei

Installationsansicht, Gotthard Graubner, Malerei, 2023, Galerie Karsten Greve, Köln.
22.04.23 - 22.08.23

Galerie Karsten Greve Köln

Dienstag - Freitag 10 - 18.30 Uhr

Samstag 10 - 18 Uhr

Die Ausstellung wird bis zum 22. August 2023 verlängert
 

Vernissage am Samstag, den 22. April 2023, von 17 - 20 Uhr.

Mit einer Einführung von Kunsthistoriker Dr. Heinz Liesbrock.

„Ich benutze Farbe nicht als Illustration von literarischen Themen, Farbe ist mir selbst Thema genug.“ 

Gotthard Graubner

Die Galerie Karsten Greve freut sich, dem bedeutenden deutschen Maler Gotthard Graubner (1930 – 2013) eine umfassende Einzelausstellung zu widmen. Anlässlich des zehnten Todestages des Künstlers entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Archiv eine einzigartige Präsentation von immersiven Farbraumkörpern sowie nie zuvor ausgestellten Papierarbeiten und Fotografien des Künstlers.

Bereits in der Serie der Zeichenbilder, die noch während seiner Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf entstanden, wird die wesentliche Bedeutung der Farbe für den Künstler ersichtlich. Mit scharfen, präzisen Pinselstrichen entstanden hier erste schwerelose, verdünnte monochrome Flächen. In den 1960er Jahren entwickelte Graubner erste Farbräume die er in Öl auf Leinwand realisierte. Die sogenannten Nebelräume von 1968 hüllten den Betrachter in eine undurchdringliche, opake Atmosphäre ein. Im Zentrum von Gotthard Graubners Werken standen von nun an die Körpererfahrung des Betrachters und die somatischen Qualitäten der Malerei. Mit dem dezidierten Ziel, der Farbe eine Körperlichkeit zu verleihen, entstehen in den frühen 1960er Jahren die ersten Kissenbilder. Aus diesen entwickelt Graubner mit Beginn der 1970er Jahre seine Farbraumkörper.

Installationsansicht, Gotthard Graubner, Malerei, 2023, Galerie Karsten Greve, Köln
Installationsansicht, Gotthard Graubner, Malerei, 2023, Galerie Karsten Greve, Köln
Installationsansicht, Gotthard Graubner, Malerei, 2023, Galerie Karsten Greve, Köln

In einem Schichtungsprozess werden Farben auf die flache Leinwand aufgetragen und verbinden sich nicht nur miteinander, sondern auch mit der darunterliegenden, saugfähigen synthetischen Watte. Diese formt den dreidimensionalen konvexen Körper des Werkes und ermöglicht der Farbe eine räumliche Ausdehnung in die Tiefe hinein und aus ihr hervor. Im Zentrum von Graubners Arbeit steht die Besinnung auf die ursprüngliche Bedeutung von Farbe in der Malerei. Graubners Schaffen wurde maßgeblich von der Technik der Farbschatten beeinflusst, die bereits von Malern wie Tizian, Veronese, Tintoretto oder Pontormo perfektioniert wurde. Dieselbe Technik wurde zum Vorläufer der wissenschaftlichen Untersuchungen, die Goethe, Klee und Itten später über die Wechselwirkung von Farbe und Licht anstellten. Während wir auf den ersten Blick nur ein monochromes Werk sehen, erkennt das Auge bald eine Vielzahl von farbigen, sich überlagernden Schichten, die miteinander in den Dialog treten.

„Nicht der Gongschlag, sondern der Nachhall ist das Entscheidende.“  

Gotthard Graubner

Durch die Schichtung, die Konvergenz von Farben und die Schattierungen, entsteht der Eindruck, dass ein Leuchten von der Leinwand selbst ausgeht. Graubners künstlerisches Schaffen ist rein malerischer Natur und wurzelt in der genauen Beobachtung und der menschlichen Wahrnehmung der Welt. Dabei spielt das Licht, welches von den Gegenständen reflektiert wird, eine zentrale Rolle: Es erzeugt Farbe und macht die Formen um uns herum sichtbar. Für Graubner waren Farben nichts Abstraktes, sondern sie sind das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält. In diesem Sinne war der Künstler bestrebt, die Farbe in seinem Werk nicht nur als Mittel, sondern als sein eigentliches Thema zu verwenden, das er zu einem bebenden und atmenden Organismus zu verdichten versuchte. Die Leinwand umhüllt und schützt das Werk wie eine Haut und lässt die Farbe in einem Osmoseprozess zwischen dem Inneren - dem "Körper" des Werks - und dem Äußeren - seiner Oberfläche - eindringen. Der Kunsthistoriker und Philosoph Gottfried Boehm bezeichnete dies als „subkutane Malerei“, bei der dasselbe Pigment teilweise vom Schwamm oder der Baumwolle unter der Leinwand aufgesogen wird, während es gleichzeitig auf der Oberfläche des rohen Stoffes liegt. Gotthard Graubners Malerei ist absolut, sie versucht nicht, das Sichtbare abzubilden, sondern ist in sich selbst ein lebendiger Organismus. Sie trägt die Spuren des schöpferischen Prozesses in sich, und sie ist der Höhepunkt dieser Aktion: Sie ist zugleich Werden und Sein, Aktion und Kontemplation.
 

Gotthard Graubner wurde 1930 in Erlbach (Sachsen), geboren. Er schloss 1959 sein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf ab, an der er bis 1998 auch lehrte. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen von renommierten internationalen Institutionen gezeigt. Der Künstler nahm an der documenta 4, 6 und 9 (1968, 1977, 1992) teil; 1970 vertrat er Deutschland auf der Biennale in São Paulo und 1982 auf der Biennale von Venedig. Im Jahr 1988 erhielt er den Auftrag zwei große Farbraumkörper für das Schloss Bellevue in Berlin, die offizielle Residenz des Bundespräsidenten, zu schaffen. Seine Werke befinden sich in bedeutenden öffentlichen und privaten Kunstsammlungen, darunter der Deutsche Bundestag, die Neue Nationalgalerie Berlin und die Sammlung Deutsche Bank, die National Gallery of Modern Art in Neu-Delhi, Indien, das Museum of Modern Art in New York und das Walker Art Center in Minneapolis, USA. Der Künstler verstarb 2013 in Düsseldorf, Deutschland, wo er arbeitete und lebte.

 

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