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Claire Morgan: I only dared to touch you once I knew that you were dead

Installationsansicht, Galerie Karsten Greve Köln, 2023
01.09.23 - 28.10.23

Galerie Karsten Greve Köln

Dienstag - Freitag 10 - 18.30 Uhr

Samstag 10 - 18 Uhr

Vernissage am Freitag, den 1. September 2023, 17 - 21 Uhr
Die Künstlerin ist anwesend.

1. September - 28. Oktober 2023

Künstlerinnengespräch mit Claire Morgan und Dr. Andrea Jahn (Direktorin Stiftung Saarländischer Kulturbesitz)
Freitag, den 27. Oktober 2023 um 18 Uhr

Um Voranmeldung per E-Mail an info@galerie-karsten-greve.de wird gebeten.

Das Gespräch findet in englischer Sprache statt. 

„Ich suche in meinen Arbeiten nach einer anderen Art von Intimität.“ 

Ausstellungsvideo © Claire Morgan 2023

Die Galerie Karsten Greve freut sich, im Rahmen der diesjährigen DC Open Galleries die fünfte Einzelausstellung der Künstlerin Claire Morgan in Köln zu präsentieren. „I only dared to touch you once I knew that you were dead“ stellt die erste figurative Werkgruppe der Künstlerin aus, in der neben Tieren auch weibliche Figuren die zentralen Protagonisten stellen, verwoben in einer sich durch den Ausstellungsraum entfaltenden, fragmentierten Erzählung. In fast 30 neuen Arbeiten der Malerei, Installation, Plastik, Zeichnung und Grafik, erkundet die Ausstellung unsere Angst vor dem Unbekannten und dem Kontrollverlust.

Die Ausstellung erweitert Claire Morgans künstlerisches Vokabular, das bisher durch filigrane Kompositionen aus Pflanzensamen, Insekten, Präparaten und buntem Plastikmüll geprägt war, um die Präsenz des Menschen. Skulpturen aus Wachs, Textilien, Tierhaut und Haaren stehen im Mittelpunkt dieser neuen Werkgruppe der Gebürtigen Irin, ebenso wie ambitionierte, großformatige Pastellarbeiten, die die Beziehungen zwischen Mensch und Tier darstellen.

Installationsansicht, Galerie Karsten Greve Köln, 2023
Installationsansicht, Galerie Karsten Greve Köln, 2023
Installationsansicht, Galerie Karsten Greve Köln, 2023
Installationsansicht, Galerie Karsten Greve Köln, 2023
Installationsansicht, Galerie Karsten Greve Köln, 2023
Installationsansicht, Galerie Karsten Greve Köln, 2023
Installationsansicht, Galerie Karsten Greve Köln, 2023

„Die dargestellten Figuren sind Orte der Bedeutung, der Verletzlichkeit, und der Handlungsfähigkeit, die bewusst die abgenutzte Trope des Körpers als Medium herausfordern. Die dargestellten Beziehungen zwischen den Spezies deuten auf eine potenzielle Neudefinition hin, wie wir mit uns selbst, miteinander und mit unserer Umwelt umgehen.“

Das Bild der einen Fuchs haltenden Frau hat sich über viele Jahre entwickelt. Claire Morgan interessieren die fiktiven Geschichten, die wir uns ausdenken, um uns selbst zu schützen, ebenso wie unsere Unterwerfung gegenüber anderen als Folge auf diese Geschichten. "Ich versuche nicht, den Tierhäuten die Illusion von Leben einzuhauchen, noch verschleiere ich ihren unvollkommenen Zustand. Ich navigiere durch unsere Bruchstellen, die Spannung zwischen Verletzlichkeit und Macht, zwischen Gemeinschaft und Kolonialisierung. Es beschwört das Zeitalter des Massensterbens herauf, in das wir eintreten, bezieht uns alle mit ein und lädt uns ein, über unsere eigene Rolle in diesem kollektiven Akt der Zerstörung nachzudenken."

In jedem Werk finden sich Spuren von Zeitlichkeit, die sich in der direkten Auseinandersetzung mit vielseitigen Techniken und Werkstoffen zeigen. Morgans Arbeitsschritte definieren sich durch Wiederholung und Schichtung der gestalterischen Mittel der Druckgrafik, der Handschrift, plastischen Arbeiten mit Ton, dem Vernähen vorgefundener Textilien, dem Einstechen von Wachs zum Einbetten von Haaren und beobachtendem Zeichnen. Dieses langsame Entfalten von Zeitlichkeit manifestiert sich in einem Concertina-Buch, in von der Decke hängenden, unvollkommenen Wesen, in prekären Rhythmen welche die zyklischen Kräfte der Natur widerspiegeln. Reich pigmentiertes, buttriges Pastell zeichnet Fleisch auf freiliegendes Holz. Papier wird bemalt und von Hand gefaltet, um dessen Körperlichkeit zu enthüllen. Fragmentierte Federn und Fell werden mit Fäden zusammengebunden. Geformter und bearbeiteter Ton und Bienenwachs besitzen eine Leuchtkraft und Zartheit, die im Kontrast mit den tierischen Materialien stehen. Neben der instinktiven physischen Anziehungskraft von Wachs wird seine Bedeutung durch die lange Tradition als plastisches Material verstärkt. Die Verwendung in frühen anatomischen Wachsarbeiten von Frauenkörpern und in Präparationsverfahren sind für die Künstlerin von besonderem Interesse, genauso wie Edgar Degas‘ Kleine vierzehnjährige Tänzerin (1878-81, National Gallery of Art, London), nicht nur aufgrund der herkömmlichen Materialien, sondern auch aufgrund der Fragilität und, letztlich, der Entbehrlichkeit des Subjekts.
 

Das Zentrum der Ausstellung, auf das thematisch sämtliche Werke aufbauen, ist das Buch I only dare to touch you once I knew that you were dead. Entstanden in einer Auflage von drei Exemplaren ist es das Ergebnis einer Phase des Experimentierens mit Grafik und Schrift der Künstlerin. Die Publikation setzt sich aus sieben Zeichnungen und zwei handschriftlichen Texten zusammen und beschäftigt sich mit unserem Handeln und den daraus resultierenden Konsequenzen, mit Hoffnung und Realität, gelebtem Leben und gestohlenem Leben.

Zu den kleinen Arbeiten aus Wachs und Haaren gehören Strung Out, I piss a box around myself and wait in there for nothing, und Bloom. Sie setzen das Unheimliche, die Größe und die eigenartige Kraft von Votivfiguren ein und werden so zu offenen und zärtlichen Konfrontationen mit den Objekten unserer Ängste. Es sind zutiefst ehrliche Auseinandersetzungen mit Trauer und Sehnsucht.

Die monumentale Installation The inevitable heat death of the universe im Eingangsbereich der Ausstellung zeigt eine Frauenfigur, die von toten Vögeln umgeben ist. In diesem Werk geht es um Macht und Verletzlichkeit, Scham und Verzweiflung und letztlich um Vergeblichkeit. „Die Geschichte des weiblichen Akts ist eine Geschichte der Einschränkung, der Provokation, der Fremdbestimmung und der Erregung. Und doch ist da eine maßgebliche Einfachheit und Klarheit der Form - das ist was wir sind. Es besteht ein verstärktes Bedürfnis nach mehr Verständnis zwischen den Arten“, so die Künstlerin. Morgan gelingt es, dem Betrachter die Schwachstellen der menschlichen Existenz und der Entfremdung von seiner Umwelt vor Augen zu führen und gleichzeitig auf poetische und versöhnliche Weise zu zeigen, dass alles miteinander verbunden ist und sich gegenseitig bedingt.

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