Special Show - leading and emerging women artists
Galerie Karsten Greve AG, St. Moritz
Vernissage
am Donnerstag, 29. Dezember 2022, von 17 bis 19 Uhr
Die Galerie Karsten Greve AG freut sich, ihre Winter-Sonderausstellung: leading and emerging women artists in ihrer Galerie in St. Moritz zu präsentieren. Die Ausstellung beleuchtet die herausragenden Leistungen von Künstlerinnen seit den frühen 1930er Jahren und präsentiert eine sorgfältig kuratierte Auswahl von Werken, die von Louise Bourgeois' Meisterwerken wie der Marmorskulptur "Baroque" (1970), der Stoffarbeit "Arch of Hysteria" (2000) oder dem Bronzeguss "Woman with a Secret" (1947) über die minimalistischen Tuschearbeiten einer der führenden französischen abstrakten Künstlerinnen, Pierrette Bloch, bis hin zu zeitgenössischen Künstlerinnen wie Leiko Ikemura, Catherine Lee, Georgia Russell und Claire Morgan reichen.
Obwohl sie alle einen unterschiedlichen Hintergrund haben, halten sie uns auf subtile Weise den Spiegel vor und schaffen ein Gleichgewicht zwischen Realität und Spiritualität durch die Erforschung von Angst und Zerbrechlichkeit, die sorgfältig mit Stärke und Liebe ausbalanciert werden. Mit Hilfe einer Vielfalt von Medien und Techniken - Skulptur, Malerei, Zeichnung, Fotografie, Keramik und Installationen - erzählen sie einfühlsam von ihren individuellen Geschichten.
In der Nachkriegszeit ermöglichte der gesellschaftliche Wandel einer Vielzahl von Frauen, beruflich als Künstlerinnen tätig zu sein, doch wurde ihre Arbeit in der von Männern dominierten Kunstwelt oft nicht anerkannt. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte jedoch allmählich die nötige Freiheit zur Entfaltung dieser Talente. Nach ihrer Emigration in die Vereinigten Staaten im Jahr 1938 wurde Louise Bourgeois in Europa erstmalig von Karsten Greve vertreten, mit dem sie über die gesamten 30 Jahre ihrer Zusammenarbeit eine enge Verbindung pflegte. In ihrem Werk gibt Louise Bourgeois dem, was sich nicht angemessen in Worte fassen lässt, eine spezifische Form und erlaubt es der Außenwelt, sie von innen heraus zu spüren. Im Laufe ihrer Karriere experimentierte Louise Bourgeois mit verschiedenen Materialien für ihre Skulpturen. Für ihre Totems arbeitete sie in den 1960er Jahren vorwiegend mit Holz, Stoff, Bronze, Gips und Latex. Ihre Marmorarbeiten sind eine Hommage an die Barockskulptur des 17. Jahrhunderts und insbesondere an den italienischen Bildhauer Gian Lorenzo Bernini. „Baroque“ (1970), die bei ihrer ersten Retrospektive im Museum of Modern Art (MoMA) 1982 ausgestellt wurde, kann als eine Metamorphose und zeitgenössische Neuinterpretation der berühmten Skulptur „Apollo und Daphne“ interpretiert werden. Daneben sind Arbeiten auf Papier ausgestellt, die sie als "pensées-plumes" (Feder-Gedanken, um ihre Flüchtigkeit zu unterstreichen) bezeichnete, wie die Mappe „The view from the bottom of the well“ (1996).
Young Jae-Lees zarte Keramiken zeugen von der traditionellen koreanischen Beherrschung des Mediums, während die in Berlin lebende Japanerin Leiko Ikemura einen etwas gewagteren Ansatz verfolgt, der von den Mythen und Legenden des Reichs der aufgehenden Sonne geprägt ist. Catherine Lees reduzierte Abstraktionen wirken geordnet, im Gegensatz zu Pierrette Blochs spontanem, intuitivem Ansatz - beide finden Halt in ihren rhythmischen Mustern. Lucia Laguna malt die Ansichten aus ihrem Atelier in Rio de Janeiro, fügt kuriose Details und Formen hinzu und verdreht ihre Leinwände wie in einem farbenfrohen Kaleidoskop – oszillierend zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Aktuell lässt sich Georgia Russell von den Feldern inspirieren, von denen sie täglich umgeben ist. Indem sie ihrer Technik der präzisen Schnitte mit dem Skalpell treu bleibt, schafft sie eine Verzerrung zwischen Realität und Illusion, ihre sogenannten „Lichtzellen“ (Cells of Light) fungieren als Übergang für Licht, Luft und Farbe. Claire Morgans Werke bewegt sich zwischen Gewalt und Verletzlichkeit, wobei ein Gleichgewicht von zentraler Bedeutung ist. Sie lässt sich von den natürlichen Zyklen inspirieren, um die Möglichkeiten aufzuzeigen, die nur entstehen können, wenn wir Menschen unserer eigenen Verletzlichkeit akzeptieren und annehmen. Verdeutlicht wird dies insbesondere in der Skulptur „I couldn't get enough“ (2021), in der Serie „Archaeology“ (2021) oder in ihren neueren Erfahrungen mit Drucktechniken, wie „Canopy“ (2022).
Lynn Davis und Sally Mann offenbaren durch ihre Objektive metaphorische Landschaften. Davis' Grönland-Expeditionen zeigen die majestätischen Eisberge aus den frühen 2000er Jahren. Manns Deep-South-Serie konzentriert sich auf den amerikanischen Süden, von verträumten Faulkner-Romanen bis hin zu den verborgenen Geschichten von Krieg und Gewalt, die unter der Oberfläche liegen. Dorothea Langes „Migrant Mother, Nipomo, California“ (1936) gehört zu den berühmtesten Fotografien aller Zeiten. 1936 begegnete Lange der 32-jährigen Mutter während der Großen Depression, in einem Erbsenpflücker-Camp in Kalifornien. Ihre Vision einer Mutter zeigt eine Madonna der Moderne, ihr Gesicht von Kummer und Elend gezeichnet, die Kinder klammern sich an ihren Leib. Ilse Bing fängt während ihrer Pariser Jahre auf kühne und innovative Weise den Zeitgeist mit Ihrer Kamera ein- vom aufregenden Nachtleben des Tanzes und des Theaters bis hin zu den nächtlichen Stadtlandschaften von „Fountain. Place De La Concorde” (1933).
Luise Ungers Skulpturen aus gehäkeltem Stahldraht sind sowohl architektonisch als auch anthropomorph. Die sich abzeichnenden Silhouetten erwecken die Illusion schwarzer Schatten, während die Hohlräume in ihrem Zentrum das Licht einfangen. Maria Nepomuceno greift auf traditionelle Webtechniken ihrer brasilianischen Heimat zurück, um abstrakte Formen aus Seilen zu schaffen, die sich wie Urwaldranken über den Boden schlängeln. Die Handarbeit in den Werken dieser Künstler stellt eine Möglichkeit dar, die Zeit in ihren Händen zu halten.
Im Zusammenspiel bieten die ausgestellten Werke neue Perspektiven, die unerwartete Zusammenhänge aufzeigen und eine neue Bewertung jedes einzelnen Werks in der Ausstellung ermöglicht.