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John Chamberlain: Chamberlain in Paris

Installationsansicht, Chamberlain in Paris, Galerie Karsten Greve Paris, 2020. Foto: Nicolas Brasseur
Installationsansicht, Chamberlain in Paris, Galerie Karsten Greve Paris, 2020. Foto: Nicolas Brasseur
18.01.20 - 18.04.20

Galerie Karsten Greve Paris

Dienstag - Samstag 10 - 19 Uhr

Vernissage

am Samstag, 18. Januar 2020, 18 - 20 Uhr

© Nicolas Brasseur und Galerie Karsten Greve

John Chamberlain sah das Schaffen als einen Akt der Improvisation. Der Künstler sagte gerne, dass er einige seiner schönsten Fotografien gemacht habe, als er ziellos durch Paris schlenderte; er hatte jedoch nie ganz begriffen, wie. In diesem Zustand des Herumschlenderns, aber auch dank Glück und Zufall, fand er verschiedene Verschmelzungen von Form, Poesie und "versteckten Juwelen".

Als Avantgarde-Künstler sagte Chamberlain, dass er dank Dichtern wie Robert Creeley, Robert Duncan - und vor allem seinem Lehrer Charles Olson am Black Mountain College - gelernt habe, "Wörter zu sehen", sie zu manövrieren und zu extrahieren und sie dann zu einer Art Collage neu zusammenzusetzen. In ähnlicher Weise sind die Titel, die jedem von Chamberlains Werken gegeben sind, untrennbar mit diesen verbunden und fügen einen Hauch von Humor hinzu, der das innere Medley der assoziativen Ideen des Künstlers widerspiegelt. Chamberlain näherte sich der Bildhauerei nach den gleichen assoziativen Prinzipien, indem er heteroklitische Fragmente von Objekten nebeneinander stellt.

Die "kreative Reise" ist der Eckpfeiler von John Chamberlains Kunst. Sein großes Interesse an "Process Art" bedeutet, dass er dass er mit jedem zur Verfügung stehenden Material experimentierte und es verwendete. Er verwendete alte, verlassene Autokarosserien, die es in nordamerikanischen Hinterhöfen der 1950er Jahre in der Tat zu Hauf gegeben hat. Als Begründung für sein favorisiertes Material nannte Chamberlain, dass - ähnlich wie Michelangelo den Marmor um sich hatte - für ihn der Schrott zur Hand war.

In seiner Werkstatt von der Größe eines Flugzeighangars bestand sein modus operandi darin, Materialien zu sammen, zu Schrotthaufen aufzutürmen, und dann einzelne Teile wieder herauszuholen, die er miteinander verzahnte, zerknüllte, löste, faltete, ausrichtete, bis er einen zusammengesetzten Zustand erreichte, ein skulpturales Stück.

Diese Art von Ausdruckskraft sollte im Kontext dessen betrachtet werden, was die Künstler in der Nachkriegszeit in den Vereinigten Staaten erlebten - was bedeutet, dass die intensiven Beziehungen zwischen den Materialien und der Art wie sie umgewandelt wurden, entscheidend waren. Eine solche Metamorphose in einer Größenordnung, die einem menschlichen Körper ähnelt, erfordert das Anpassen verschiedener Teile, ihr Zusammenfügen und das Einbetten der Formen ineinander: ähnlich dem, was im Inneren eines lebendigen Organismus passiert. Nach Ausdehnung strebend; Das impoasnte, aus verzinktem Stahl gefertigte Werk Papagayo von 1967 steht aufrecht, während die Gondolas (1981 - 82) sich in die Horizontale ausbreiten.
Chamberlain wollte seine Werke mit Bewegung durchziehen, einer extrem langsamen Bewegung, wie wenn ein Handabdruck eine Spur von sich selbst hinterlässt, oder eine Zigarettenschachtel, eine Limonadendose mit der Hand zwequetscht wird. Verformt und in neuer Größe, dennoch lebt das recycelte Objekt sein vorheriges Leben. Seine Skulptur ist also keine "Collage", sondern eher eine Verschmelzung, ein amalgamiertes und kondensiertes Stück.

Installationsansicht, Chamberlain in Paris, Galerie Karsten Greve Paris, 2020. Foto: Nicolas Brasseur
Installationsansicht, Chamberlain in Paris, Galerie Karsten Greve Paris, 2020. Foto: Nicolas Brasseur
Installationsansicht, Chamberlain in Paris, Galerie Karsten Greve Paris, 2020. Foto: Nicolas Brasseur
Installationsansicht, Chamberlain in Paris, Galerie Karsten Greve Paris, 2020. Foto: Nicolas Brasseur
Installationsansicht, Chamberlain in Paris, Galerie Karsten Greve Paris, 2020. Foto: Nicolas Brasseur

Kompression und Expansion sind Form auch in Chamberlains Ansatz zur Fotografie zentral. Form und Licht konnten dank der Widelux-Panoramakamera, die er ab 1977 verwendete, in Raum und Zeit ausgedehnt werden. Das Gefühl der "Langsamkeit", das sein Prozess vermittelt, spiegelt sich in der Art und Weise wider, wie seine Skulpturen "erweiterbar" aussehen. Diese Fülle von Bildern beschwört das Bedürfnis herauf, so viele Materialien wie möglich einzufangen, sie zu einem homogenen Ganzen zu verschmelzen und zu vermischen. Sowohl in seinen Fotografien als auch in seinen Collagen und Monotypien nahm sich Chamberlain Freiheiten im bildnerischen Ausdruck und achtete nicht auf die Prinzipien von Schwerkraft und Vertikalität. Seine Collagen, wie View from the Cockpit, zeigen eine Frontalansicht des Werks, mit abstrakter Sicht auf den Himmel, oder einer auf den Boden herabstüzenden Perspektive. Aufnahmen, Kompositionen auf Papier; ob fotografiert oder in Form gehauen; sie alle sollten, möglichst vollständig, den Zustand der sie umgebenden Welt zeigen.

Daher wendete Chamberlain die gleiche Prämisse auf jedes Medium an: "beginne mit dem Beobachten der Form und schau, was daraus wird." Der Prozess des 'Werdens' ist fließende Bewegung, in welcher wir dazu neigen, Kreise, Spuren, Wellen und Röhren zu schaffen, die sich ausdehnen und in den Raum eindringen. Dies erinnert daran, was der Künstler über seinen Kindheitstraum sagte, möglichst vollständige Bilder der Welt einzufangen druch das Entsenden von Kameras in den Kosmos.

Pressemitteilung (englisch)

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