Loïc Le Groumellec: Sculptures et gouaches
Galerie Karsten Greve Paris - Côté rue
Dienstag bis Samstag, von 10 bis 19 Uhr
Vernissage
am Samstag, 5. März 2022, von 17 bis 20 Uhr
in Anwesenheit des Künstlers
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.
Diese "Zeichen-Schriften", die 30 Jahre lang nicht wirklich effizient gehandhabt wurden, stehen nun im Mittelpunkt meines Werks und geben mir die Möglichkeit, eine meiner imerwährenden Interessen geltend zu machen: Teil einer bildkünstlerischen Bewegung zu werden, die auf den Minimalismus zurückgeht, auf monochrome Werke, auf eine Art Radikalismus, der zur Vorsicht oder sogar zur absoluten Ablehnung des Erzählens mit bildnerischen Mitteln aufruft.
Loïc Le Groumellec, 2019
Die Galerie Karsten Greve Paris freut sich, eine neue Einzelausstellung des französischen Künstlers Loïc Le Groumellec ankündigen zu können. Unter dem Titel Sculptures et Gouaches präsentiert sie eine Sammlung brandneuer Arbeiten auf Papier aus seiner Serie Écritures sowie 19 neue Skulpturen aus der Serie Mégalithes et maison aus kugelförmigem Diorit und Marmor / lackiertem Holz.
Während seines Studiums an der École des Beaux-Arts in Rennes entdeckte Loïc Le Groumellec in den Archiven der Akademie eine Reihe von Lithografien, die Megalithen darstellten - eine Struktur, die ihm gut bekannt war. Geboren in Vannes, wuchs er im Golf von Morbihan auf, einem Ort, der besonders reich an mystischen Überresten aus der Jungsteinzeit ist. Das Rätsel der bis heute nicht entzifferten Inschriften auf dem Steinhaufen von Gavrinis, die Dolmen, Menhire und die Wildnis seiner bretonischen Heimat beflügelten seine Phantasie, wie schon Generationen von Künstlern und Schriftstellern vor ihm.
Le Groumellec bewahrt die sakrale Dimension der kreisförmigen Zeichen des Steinhügels von Gavrinis und erforscht gleichzeitig eine Form des Minimalismus in seinen eigenen rätselhaften Zeichnungen. "Diese Zeichen oder 'Runen', eine Art Schrift oder metaphysische Symbole, waren schon immer in meinen Gemälden präsent", erklärt Le Groumellec seine Bildsprache, deren Wesen eine unendliche Vielfalt an Variationen zulässt. Die symbolische Wiederholung verleiht seinen Bildern eine sakrale Dimension. In seinem Buch "Pierres" schreibt der Dichter Roger Callois: "Man braucht viel Licht, um sie zu erkennen, und noch mehr Phantasie, um sie zu deuten. Meistens entzieht sich ihr Sinn oder ist unklar, wie die konzentrischen Kurven, die parallelen Mäander bei Gavrinis, deren mächtige Formen einem wunderbaren Abdruck gleichen, den der Daumen eines unvorsichtigen Demiurgen im Morgengrauen der Zeit auf einem erkalteten Felsen hinterlassen hat".
Die Herstellung dieser Gouachen erfordert viel Strenge und Konzentration, nicht unähnlich der Arbeit von Mönchsschreibern im Mittelalter. Der Künstler erklärt: "Ich habe gerade einige Gouachen fertiggestellt, an denen ich vierzehn Tage lang eisern gearbeitet habe. In Wirklichkeit male ich seit vierzig Jahren das gleiche Bild". Er macht dieselbe Arbeit immer wieder und verwandelt seinen kreativen Prozess in ein heiliges Ritual: "Diese Schriften erlauben es mir, einen Raum für eine offensichtliche Abstraktion zu öffnen, aber auch das zu bekräftigen, was ich seit fast dreißig Jahren behaupte: die spirituelle Dimension des Malakts und die Darstellung des Heiligen durch Megalithen und diese Schriften".
Abstraktion, Minimalismus und Nüchternheit sprechen ihn viel mehr an als die Popkultur und der figurative Expressionismus der 1980er Jahre. Wie Niele Toroni betrachtet Loïc Le Groumellec die Malerei als Abdruck einer Substanz auf einer Oberfläche und ist diesem minimalistischen Denken seit fast vierzig Jahren treu geblieben. Von Anfang an wählt er die Reduktion seiner Palette und seiner Motive, um zu den Ursprüngen der Malerei zurückzukehren. Er malt reine Formen, die sich auf das Wesentliche beschränken: ein Haus, ein Megalith, ein Kreuz, das sich vor einem opalisierenden Hintergrund in einer strengen Farbpalette aus kalten Braun- und Schwarztönen abhebt. Bei der Illustration von Büchern setzt Le Groumellec die leuchtenden Rot-, Blau- und Gelbtöne ein, die im Gegensatz zu den von ihm zuvor bevorzugten Mineralfarben stehen. Diese neue Etappe, dieser Übergang zur Farbe, ist die Fortsetzung eines laufenden Prozesses.
Der Aufbau der Ausstellung stellt diese Gouachen in einen Dialog mit einer Reihe neuer Skulpturen, Mégalithe et maison, die zwischen 2016 und 2021 entstanden sind. Der Menhir in all seinen Formen ist seit mehr als dreißig Jahren im Werk von Loïc Le Groumellec präsent, insbesondere in der Serie Mégalithes, Malereien in Lack auf Leinwand. Die stoische und primitive Silhouette dieser Felsen, deren Zweck ungewiss bleibt, wird immer wieder neu erschaffen. Die kleinen weißen Häuser aus lackiertem Holz, einige aus Marmor, stehen den Menhiren aus kugelförmigem Diorit gegenüber und schmiegen sich an sie. Die Steinbrüche dieses Gesteins, dessen Vorkommen heute erschöpft sind, befanden sich hauptsächlich auf Korsika, in der Nähe des Dorfes Sainte-Lucie-de-Tallano. Sein Name leitet sich von den kreisförmigen Mustern des Steins ab, die wie Augen aussehen und an die Legende der Heiligen Lucia von Sizilien erinnern, der Schutzpatronin dieses korsischen Dorfes, die der Jungfrau Maria ihre Augen als Zeichen der Hingabe darbrachte. Das Thema des Sehens wird in Le Groumellecs Werk durch die Erforschung der Blindheit und ihrer Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir sehen, verwoben - durch die konzentrischen Kreise der Felsen oder die sibyllinischen Symbole in seinen Gemälden und Zeichnungen. Der Begriff der Blindheit hat den Künstler schon immer interessiert und war Thema seiner Abschlussarbeit an der Universite des Beaux-Arts. Um dem kugelförmigen Diorit ein glattes, fast samtiges Aussehen zu verleihen, durchläuft der Künstler einen langwierigen Schleifprozess, der es ihm ermöglicht, die gewünschte Form zu erreichen und seine besonderen Merkmale hervorzuheben. Das Rohmaterial wird gezähmt, glatt und gefügig gemacht, die Winkel werden abgeschwächt und die Sinnlichkeit der Kurven betont - wie die Figuren der prähistorischen Venus.
Die Skulpturen von Mégalithes et maison betonen den Status eines Hauses als Heim und zeigen die symbiotische Beziehung zwischen Außen und Innen, dem Wilden und dem Häuslichen. Der Dichter und Schriftsteller Yves Peyré beschreibt die Harmonie zwischen diesen beiden Elementen wie folgt: "Das Haus scheint sich an den aufsteigenden Stein zu schmiegen, der Menhir lehnt sich zärtlich an das Gebäude". Die Kleinheit der Häuser kontrastiert mit der Solidität des Felsens, und doch ergänzt das eine das andere auf natürliche Weise, so dass gemeinsam ein abstraktes Gedicht der Formen entsteht.
Weder Signifikant noch Signifikat, die Schriften und Skulpturen tragen nicht wirklich eine definierte Bedeutung, sondern vielmehr eine Präsenz rein formaler Elemente. Das Werk von Loïc Le Groumellec ist mit der formalen, aber abstrakten Poesie des keltischen spirituellen Erbes verwoben. Mit seinem Werk zeigt er, dass das Archaische immer zeitgenössisch sein wird, und lässt den Betrachter in eine rätselhafte Kosmogonie eintauchen. Durch die kreisförmigen und sich wiederholenden Muster spiegeln sich die Werke gegenseitig wider, wobei ihre Bedeutung so unentzifferbar bleibt wie die Zeichen auf dem Steinhaufen von Gavrinis. Loïc Le Groumellec macht so die Essenz des reinen visuellen Ausdrucks greifbar.
Was das Gavrinis-Denkmal von allen anderen Dolmen, die ich gesehen habe, unterscheidet, ist, dass fast alle Steine, aus denen seine Wände bestehen, gemeißelt und mit bizarren Zeichnungen versehen sind. Es sind Kurven, gerade Linien, gebrochen, gezeichnet und kombiniert auf hunderte verschiedene Arten... Unter einer Vielzahl von Strichen... lassen sich einige wenige ausmachen, die aufgrund ihrer Regelmäßigkeit und ihrer einzigartigen Anordnung an Schriftzeichen erinnern könnten... Es gibt sogar Chevrons, Zickzacklinien und andere Linien, die unmöglich zu beschreiben sind.
Prosper Mérimée, Notizen von einer Reise nach Westfrankreich, 1836